Hel - Der Atem zwischen den Welten von LaPil'à'folie

Über "Hel - Der Atem zwischen den Welten"

von LaPil'à'folie

Über das Kunstwerk

Sie urteilt nicht. Sie fordert nichts. Sie empfängt.

Hel ist weder das Ende noch der Anfang. Sie ist dieser zerbrechliche Gleichgewichtspunkt, an dem das eine vom anderen abhängt: Das Leben hat ohne den Tod keinen Sinn, und der Tod ohne die Erinnerung an den Lebenden.

Ihr Reich besteht aus Schwellen. Von diskreten Seelen, vergessenen Präsenzen und beiseite gelassener Stille. Sie bietet den Nicht-Arbeitenden einen Ort, denjenigen, die die Welt nicht im Glanz, sondern im Tief durchschritten haben, denn ihre Ruhe verdient ebenso viel Raum wie die der besungenen Krieger.

Diese Zeichnung entstand aus dem Bedürfnis heraus, das Gleichgewicht als Stärke zu postulieren, nicht als Kompromiss. Denn hier geht es nicht um Konfrontation, sondern um das Zusammenweben: Blühen und Verwelken, Schreien und Seufzen, spektakuläre Tapferkeit und bescheidenes Dasein.

Hel ist der wesentliche Teil, den die Welt zu betrachten vergisst. Sie ist die verblasste Schönheit, die man für verloren hält, die der Erde aber noch immer kostbar ist. Sie ist die Dicke des Schattens, die das Licht zum Vorschein bringt. Sie ist die Rose und ihre Dornen.

Ihr Haar, in Abstufungen von tiefen Violetttönen, spricht vom Vergehen. Weder lebendig noch tot - einfach da, wie ein eingefrorener Nebel zwischen den Welten.

Grafisch ist sie eine beruhigte Spannung: stabile Striche, Schädelhölzer als Antennen der Stille, ein gewaltlos geteilter Körper. Ihr Blick erfasst nicht, er ruht. Ihre Existenz drängt sich nicht auf, sie stützt.

Hel ist die Präsenz, von der jedes Gleichgewicht abhängt. Und wenn niemand den erzählungslosen Seelen den Weg weist, was wird dann aus ihnen? Und wenn es keine Herrscherin gibt, die über die Abwesenheit wacht, wie kann dann das Gedächtnis der Welt vollständig bleiben?