Zwei sich umarmende Frauen, Egon Schiele (1915)
In seiner Zeichnung exponiert Schiele das Tete-a-tete des lesbischen Paares geradezu aufdringlich. Dabei hat er seine ganz eigene Sicht von oben gewählt, so dass die Figuren im Raum zu schweben scheinen. Der markante Bildausschnitt verstärkt diesen Eindruck noch: Nur die Oberkörper der Figuren sind zu sehen, an den Knien bricht die Zeichnung plötzlich ab. Die ineinander verschlungenen Körper reißen die Komposition geradezu auf. Während eines der aneinander klebenden Gesichter unbeirrt und maskenhaft ist, blickt das nackte Mädchen mit den langen Haaren den Betrachter mit unverstellter Ruhe an. Ihr unbekleideter Körper, der eine diagonale Linie quer über das Laken beschreibt, wird durch den gezackten, roten Rock, der um den Partner hochgeschnallt ist, doppelt betont.
