Als dieses Gemälde 1901 entstand, lebte Gauguin noch auf Tahiti und näherte sich dem Ende seines Lebens. Doch das Thema geht auf die Zeit seiner Freundschaft mit van Gogh zurück, in dessen Werk das Sonnenblumenmotiv, ein Symbol der Sonne, einen besonderen Platz einnahm. 1888 arbeiteten beide Künstler in Arles in der Provence zusammen, und van Gogh malte eine Reihe von heute berühmten Stillleben mit Sonnenblumen. Gauguin zog es vor, diese Blumen in Ozeanien aus Samen anzubauen, die speziell aus Frankreich geschickt wurden. Die Fantasie des Künstlers verwandelt die Realität in ein Geheimnis, das Auge, das im Zentrum der Blume im Hintergrund Gestalt annimmt und eine mystische Stimmung erzeugt, die an das allsehende Auge erinnert, das oft in christlichen Kirchen zu finden ist. Das Gesicht im Fenster hat auch viel mit den leeren Merkmalen des Buddha gemeinsam. So verband sich das exotische Land Ozeanien mit nostalgischen Erinnerungen an das Europa, das der Künstler hinterlassen hatte.
